Les Chiffres

Zeitungsabos 2016: Happige Aufschläge – weit über der Teuerung!

Per 2016 erhöhen wieder zwei von drei Tages- und Wochenzeitungen ihre Abo-Tarife – teils massiv. Auch E-Paper und Digitalabos schlagen auf. Der Verlegerpräsident erklärt, welche neuere Auffassung seitens der Verleger hinter dieser Preisentwicklung steht.

Glaubt man dem Bundesamt für Statistik (BfS), dann kam es 2015 für die Haushalte zu einer Minusteuerung (-1%), also insgesamt zu einer Warenverbilligung. Für die Tages- und Wochenzeitungen, ebenfalls Teil des statistischen Warenkorbs, gilt dies allerdings nicht: Viele von ihnen erhöhten ihre Abotarife. Von 93 erfragten Aboangeboten (inkl. Doppelabos von Werktags- und Sonntagsausgaben) schlagen 62 per 2016 auf –  im Durchschnitt um 14.28 Franken oder 4.7%. 28 Titel verzichteten darauf und zwei kleine Blätter in der Deutschschweiz verringerten gar ihren Preis.
Dass sich die Tarife der Zeitungsabos völlig anders entwickeln als die Teuerung, gilt nicht nur kurz-, sondern auch langfristig. So haben fast alle Zeitungsabos zwischen 2010 und 2016 aufgeschlagen – im Durchschnitt um 73 Franken oder 22%. In dieser Zeit betrug die Teuerung 0%.

E-Paper-Abo: bis 54% billiger als Print
Doch die Abonnenten springen zusehends ab oder wechseln zum E-Paper- oder Digital-Abo. Auch weil Letztere in neun von zehn Fällen günstiger sind als das Printabo. Im Durchschnitt bezahlt man ab 2016 für ein E-Paper-Abo an Werktagen 291 Franken, das sind 113 Franken oder 28% weniger als für das Printabo. Sonntags kostet ein E-Paper im Mittel 165 Franken, 55 Franken oder 33% weniger als das Printabo.
Bei den Digitalabos sind die Unterschiede zu den Printabos noch grösser: Für ein reines Non-Replica-Abo (ohne E-Paper), also für fortlaufend aktualisierte Artikel auf der Website oder per App, bezahlt man im Durchschnitt 29% weniger als für das Printabo. Trotz dieser Preisdifferenzen: Auch E- Paper und Digitalabos werden teurer, jedenfalls bei 31 Titeln. Sie schlagen um 1% bis 47% auf! Mit einer Ausnahmen: Le Temps senkte den Preis.

Am Kiosk kam es über Neujahr ebenfalls zu Veränderungen: 28 Titel kosten neu 10 bis 60 Rappen mehr als bisher. Im längerfristigen Durchschnitt kostet eine einzelne Zeitung seit 2011 43 Rappen oder 13% mehr. Immerhin 14 Titel nahmen seit 2011 keine Erhöhungen vor.

Vom Alltags- zum Luxusprodukt
Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien (VSM), sieht für die rasante Aboverteuerung vor allem zwei Gründe: Eine veränderte Auffassung der Verleger, die parallel verlief mit dem immer breiteren Medienangebot. «Früher, als es nur Zeitungen gab, hatte fast jeder Haushalt ein Abo. Und die Verleger sorgten für erschwingliche Abopreise», sagt Lebrument. Als dann die Gebühren für Radio und TV und später die Gratismedien Einzug hielten, schwenkten einige Verleger um – auf Zeitungen nur noch für jene, die wirklich eine wollen und auch bereit sind, mehr dafür zu bezahlen. Sinkende Auflagen nahmen sie in Kauf.
Lebrument betont aber, dass nicht alle Verleger so denken. «Wir bei der Südostschweiz achten immer noch auf eine möglichst hohe Abdeckung. Aber in Zürich, wo ein Abo knapp 700 Franken kostet (NZZ: 675 Franken, Tages-Anzeiger 528 Franken) ist die Tageszeitung bereits vom Alltagsprodukt zu einem Luxusprodukt mutiert.»
Eine Umfrage unter den VSM-Mitgliedern, durchgeführt von der Publicom, stützt diese Aussage: 2009 bezeichneten 56% der VSM-Mitglieder die gedruckte, abonnierte Presse als Luxusartikel, 2015 waren es bereits 65%.

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